24. Mai 2024
Wasserkraftwerk Mühlhausen: Statt „Zirkus Roncalli“ nun „graue Tristesse“
Mühlacker-Mühlhausen. „Darf ein kapitalkräftiges Energieunternehmen wie die EnBW ein denkmalgeschütztes Gebäude verrotten lassen und dazuhin die schöne Landschaft der Enztalschlingen dermaßen verhunzen“, fragten sich Mühlackers Freie Wähler (FW) zu Beginn dieses Jahres und forderten die Stadtverwaltung in einem Antrag auf, den Eigentümern des Flusskraftwerkes geeignete Erhaltungsmaßnahmen vorzuschreiben.
Bekanntlich stehe das im Jahr 1921 errichtete Wasserkraftwerk, bestehend aus Elektrizitätshaus, Wohnhaus sowie Waschküchen- und Stallgebäude, seit längerem unter Denkmalschutz. Weil offensichtlich Wasser in das ehemalige Personalwohnhaus eingedrungen sei, wurde das undichte Dach schon vor längerer Zeit mit bunten Kunststoffplanen abgedeckt, dessen Anblick eher einem Zirkuszelt glich, berichtet die FW-Fraktion.
Wie die Stadtverwaltung in der Sitzung des Gemeinderats bei der Behandlung des FW-Antrags ausführte, fordere die denkmalrechtliche Erhaltungspflicht als Mindestanforderung nur die Verhütung weiterer Schäden, eine umfassende Sanierung könne nicht vorgeschrieben werden. Man könne nur an die Eigentümer appellieren, so die Stadtverwaltung, den optischen Zustand zu verbessern. Die Verantwortlichen der EnBW reagierten schnell, aber auf eine Art und Weise, wie nicht unbedingt zu erwarten war, so die Freien Wähler bei einer neuerlichen Besichtigung des Kraftwerkbereiches. Die bunten und teilweise von Wind und Wetter zerfetzten Kunststoffplanen wurden mit dunkelgrauen Planen überzogen, zusätzlich abgesichert durch Dachlatten. „Statt Zirkus Roncalli nun graue Tristesse im Enztal“, kritisierten Fraktionsvorsitzender Rolf Leo und der örtliche Gemeinderatskandidat Reiner Müller den jetzigen Zustand.
Zwischenzeitlich sei aus Verlautbarungen der Stadtverwaltung zu entnehmen, so die Freien Wähler, dass man seitens der EnBW eine Abbruchgenehmigung für die für den Kraftwerksbetrieb nicht mehr benötigten Gebäudeteile anstrebe. Gutgemeinte Vorschläge, wie das ehemalige Personalwohngebäude zukünftig umgenutzt und erhalten werden könnte, würden daran scheitern, dass solche im Außenbereich und mangels geeigneter Zufahrt keine Chance auf Genehmigung hätten, ergänzt Rolf Leo, sich auf eine Auskunft der Stadtverwaltung berufend. Insofern könne man das Ansinnen der Eigentümer nachvollziehen, da für den eigentlichen Betrieb des Kraftwerks die Nebengebäude nicht mehr nötig seien. Man fordere aber mit Nachdruck, dass sowohl die EnBW als auch die für den Denkmalschutz zuständigen Behörden sich auf eine baldige Lösung einigten, „denn ein dem fortschreitenden Zerfall überlassener Gebäudekomplex ist ein Schandfleck in der schönen Auenlandschaft der Enz und darf nicht toleriert werden“, erklären abschließend Mühlackers Freie Wähler.