24. Februar 2024
Freie Wähler bemängeln fehlende Transparenz: Kindergarten statt Fahrradgeschäft im alten Postgebäude?
Mühlacker. „Das verstehe wer will, denn einerseits baut die Stadt ein Fahrradparkhaus für mehr als 1,3 Millionen Euro und andererseits lässt man das Fahrradgeschäft in unmittelbarer Nachbarschaft am Bahnhof einfach ziehen“, ärgert sich Stadtrat Ulrich Conle in einer Stellungnahme der Freien Wähler.
Selbst oft mit dem Fahrrad in der Stadt unterwegs, teilt er das Unverständnis vieler Kundinnen und Kunden, als diese erfuhren, dass das Fachgeschäft „Tretlager“ Mühlacker den Rücken kehrt, und sich auf den Standort Bretten konzentrieren will.
In einem Antrag fordert die Fraktion, dass die Stadtverwaltung um die Vorgänge des Rückzugs des Fachhandels Stellung bezieht. „Wenn auch nur ein Teil der Vorwürfe des Inhabers stimmt, die er in der Öffentlichkeit geäußert hat, ist es ein Armutszeugnis für die Verantwortlichen in der Stadtverwaltung“, so Fraktionsvize Ulrich Hagenbuch. Denn wie zu vernehmen war, hätte es schon bei der Ansiedlung des Geschäftes vor vier Jahren an der notwendigen Unterstützung gehapert, habe der Geschäftsinhaber durchblicken lassen. Maßgebend bei seinem Rückzug aus Mühlacker sei dann wohl gewesen, dass sowohl der Hauseigentümer als auch die Stadtverwaltung ihm das Gefühl vermittelt hätten, dass er mit seinem Geschäft den Platz räumen solle.
„Wir hätten erwartet, dass unsere Verwaltung, die sich einen Wirtschaftsförderer und einen Citymanager leistet, sich intensiv um den Einzelhandel in unserer Innenstadt kümmert und alle Hebel in Bewegung setzt, Fachgeschäfte in der Stadt zu halten und neue anzusiedeln“, kritisieren die Freien Wähler. Es sei schwer nachzuvollziehen, wenn man einerseits den Schwund von Fachgeschäften in der „Einkaufsmeile“ beklage und stattdessen artfremde Nutzungen in bester Lage fördere, ergänzt Fraktionschef Rolf Leo.
„Wir haben den Eindruck, dass der Eigentümer des ehemaligen Postgebäudes mit der Stadtverwaltung wohl schon seit längerem im Gespräch ist, um die Stadt als Mieter für einen Kindergarten langfristig zu binden“, vermutet man seitens der Freien Wähler und bemängelt Offenheit und fehlende Transparenz. Denn nur durch Zufall habe man bei Durchsicht des Haushaltsplans bemerkt, dass das zuständige Amt plane, dort zukünftig einen Kindergarten einzurichten.
„Wir haben große Zweifel an diesem Standort, zumal es an einer geeigneten Außenspielfläche fehlt“, erklärt Rolf Leo, der zudem kritisiert, dass man den geplanten Standort für einen Neubau an der Goldshalde aufgegeben habe. Über die Gründe des Rückzugs des Investors eines privaten Kindergartens, für den bereits genehmigungsreife Pläne vorlagen, habe man bislang von der Verwaltung wenig Konkretes gehört. Insgesamt sei man mit der Informationspolitik der Stadtverwaltung in der Frage nicht einverstanden, weshalb man sich sogar überlege, einen Akteneinsichtsausschuss zu beantragen, so die Freien Wähler abschließend.